Sonntag, 28. September 2014

Der Pakt - Kapitel dreizehn #Vampirroman

Hallo Freunde der Nacht!

Es geht weiter in der Welt Zwischen Göttern und Teufeln, in der sexy Vampire noch Menschenblut trinken und die Menschen nicht unschuldige Opfer sind, sondern auch hart zurückschlagen können.



Viel Spaß und ein dunkles Lesevergnügen. Eure Laya Talis


Bitte beachten: 

Kopieren und weiterverbreiten des Textes ist nicht gestattet! Danke für euer Verständnis.


Wer es nicht abwarten kann oder mich unterstützen möchte: Das komplette Taschenbuch gibt es hier bei Amazon: Amazon (Taschenbuch)  Und das E-Book ebenso hier: Amazon E-Book und auf allen anderen gängigen E-Book-Plattformen.

Der Pakt - Zwischen Göttern und Teufeln, Band eins:


Kapitel dreizehn

Marcus
Die Unterredung mit dem Meister hatte nicht lange gedauert und Marcus war unzufrieden mit dem Ergebnis. Der König der Vampire war im Gegensatz zu all seinen Vampiren niemals ein Mensch gewesen. Er war als Vampir erschaffen worden. Von einem Gott. 


Das war es zumindest, was der Meister erzählte. Ob diese Geschichte der Wahrheit entsprach, konnte Marcus nicht einschätzen. Dass der König jedoch anders war, obwohl er sich auch, wenngleich nicht ausschließlich, von Blut ernährte und in fast allen Dingen den gewöhnlichen Vampiren glich, war Marcus bewusst. Nicht nur abgesehen davon, dass der Meister an Kraft und mentaler Macht ihnen allen bei weitem überlegen war, gab es noch einen signifikanten Unterschied, um den Marcus ihn beneidete.


Der Meister konnte nicht nur Menschen in Vampire verwandeln, wie es jeder freie Vampir vermochte, der eine gewisse Stärke erreicht hatte, er war außerdem in der Lage mit menschlichen Frauen Kinder zu zeugen. Allerdings waren nur die wenigsten Menschenfrauen in der Lage, ein Kind von ihm zu empfangen, und die Suche nach dazu fähigen Frauen war müßig und der Meister schob sie gern Marcus zu. Er wusste, worauf er bei der Auswahl der Sterblichen achten musste. Der König erwählte sich immer nur jeweils eine Frau, die er zur Königin der Vampire ernannte, und nahm sich erst nach ihrem Tod, der nie lange auf sich warten ließ, eine neue. Viele der Frauen überlebten die ersten Monate der Schwangerschaft nicht, die wenigen anderen starben im Kindbett, und mit ihnen zumeist auch ihre Kinder. Jene Säuglinge, die, anders als ihre Mütter, die ersten Jahre überlebten, alterten viel langsamer als gewöhnliche, menschliche Kinder, doch dies hatte seinen Preis. Als wäre eine Vereinigung zwischen Vampir und Mensch nicht gewollt, zersetzten sich im Laufe der Jahrhunderte die Gehirne der Nachkommen des Königs nach und nach. Irgendwann blieben von den Kindern nur sabbernde, unbewegliche Krüppel übrig, die qualvoll verendeten. So war es zumindest bislang immer gewesen. Es erschien Marcus, als wollte die Natur den König dafür bestrafen, dass er als Unsterblicher Nachfahren erschuf, die eine Lebensspanne würden erreichen können, die nahe der Unsterblichkeit lag. Dennoch hatte der König zumindest die Chance auf ein eigenes Kind und allein diese neidete Marcus ihn. Die jetzige Königin war eine sehr starke Frau, hatte schon drei Fehlgeburten überlebt und war erneut schwanger. Da sie momentan jedoch wieder Blutungen hatte, war Marcus sich sicher, dass sie auch ihr viertes Kind verlieren und dieses Mal mit ihm sterben würde.


Zurzeit lebten nur drei Nachfahren des Meisters. Zwei Töchter, die eine schon fast eine Frau, die andere noch ein kleines Mädchen, und ein Mann. Ein Sohn, der Prinz! An seinen Töchtern hatte der König nicht viel Interesse, doch den Prinzen umsorgte er. Einen Sohn. Endlich hatte er seinen langersehnten Sohn. 


John war fast vierhundert Jahre alt und Marcus meinte bereits, die ersten Anzeichen des Schwachsinns, das erste Symptom des Zerfalls seines Gehirns, bei ihm entdeckt zu haben, doch der König verschloss sich davor. Er behütete den Prinzen wie seinen kostbarsten Besitz. Allerdings konnte Marcus' Einschätzung über den Geisteszustand des Prinzen auch von seiner Antipathie herrühren. Der Junge hatte von klein auf zu Schwermut geneigt, war aber körperlich, entgegen allen anderen männlichen und mittlerweile verstorbenen Nachkommen des Meisters, bemerkenswert gesund und wohlgestaltet. Umso größer wäre der Verlust für den König, wenn sich der Prinz in seiner krankhaften Niedergeschlagenheit selbst das Leben nahm. Madleen war es, die den Prinzen in den letzten einhundert Jahren sehr erfolgreich aus seiner Depression gerissen und seinen Lebenswillen angestachelt hatte. Madleen! Diese ungehorsame Hure, die sich ihrer Aufgabe entzogen hatte und weggelaufen war.


Die beiden Töchter des Meisters waren von auffallender Schönheit und ebenso gesund wie John. Diese Prinzessinnen zeigten bisher keinerlei Andeutungen eines geistigen Zerfalls, aber sie waren auch jünger als der Prinz. Alle drei hatten unterschiedliche Mütter und zwischen den Geburten der Geschwister lagen mehr Jahre, als die durchschnittliche Zeitspanne eines Menschenlebens zählte.

Marcus stieß mit seiner Schuhspitze gegen einen kleinen Stein und dachte mit Unbill an den Auftrag, den der Meister ihm gegeben hatte.


Plötzliches Lachen riss ihn aus seinen unangenehmen Überlegungen. Er sah sich um und lokalisierte das erneut vernehmbare Gelächter in den Stallungen. Es waren eine Frau und ein Mann. Marcus konzentrierte sich und seine Augen leuchteten hell auf, als er die Anwesenheit seiner Sklavin Jekaterina bei den Pferden spürte. Er hatte ihr nicht gestattet durch die Burg und schon gar nicht in den Burghof zu spazieren! Wie konnte sie es wagen ihn zu hintergehen? Sich mit einem Mann zu treffen! Diese treulose Dirne!

Bevor er sich bremsen konnte, hatte er die Tür zu dem großen, gepflegten Stall mit etwa zwanzig edlen Rössern ruckartig aufgerissen. Der Geruch des Strohs und der Tiere stach in seine Nase und störte seine empfindlichen Sinne.


Jekaterina sah ihn erschrocken an, ihre Hand ruhte auf dem Hals eines weißen Schimmels. Sie stand mit dem Tier in einer Box, auf dicken Schichten goldenen Strohs.

„Oh, Marcus!“, rief ein schmächtiger, blonder Mann und hüpfte anmutig vom hölzernen Gatter der Box des Schimmels herunter. „Wie schön Euch zu sehen! Ich grüße Euch.“ Der junge Mann neigte seinen Kopf mit einem freudestrahlenden Lächeln vor ihm.

Marcus verbeugte sich leicht. Es war lange her, seit er John so gelöst und fröhlich gesehen hatte.

„Mein Prinz, ich grüße Euch.“ Er nickte seiner Sklavin zu, die schnell aus der Box trat und vor ihm niederkniete. Der Schimmel bewegte seinen großen Kopf und wieherte laut, als wollte er den Vampir auch begrüßen – oder eher fortschicken. „Jekaterina. Steh doch auf. Du machst dein Kleid ganz schmutzig.“ Seine Stimme war sanft und freundlich … innerlich kochte Marcus jedoch vor Wut.

„Mein Gebieter, ich grüße Euch“, sagte Jekaterina sehr leise.

„Ich habe Jekaterina zufällig hier getroffen. Wir haben uns etwas unterhalten. Es war ganz wundervoll mal wieder mit jemandem zu sprechen, der nicht von meinem Vater gezwungen wurde, Zeit mit mir zu verbringen.“


„Gezwungen, Herr?“, fragte Marcus erstaunt nach.

„Ja … Er schickt … Frauen zu meiner Unterhaltung in mein Gemach. Ich weiß, dass er ihnen befohlen hat bei mir zu liegen, doch so etwas will ich nicht. Ich habe sie fortgeschickt.“

„Natürlich. Welcher ehrenhafte Mann würde eine Frau begehren, die nicht aus freien Stücken zu ihm kommt.“

John lächelte ihn an. „Ich wusste, dass zumindest Ihr mich verstehen würdet. Wie schön es daher ist, dass ich Jekaterina hier getroffen habe. Ach, sie hat zunächst nicht einmal gewusst, wer ich bin. Das war so erfrischend … Ah, nun.“ Kurz verfinsterte sich sein Gesicht, doch dann lächelte er Jekaterina verzückt an. „Sie erzählte mir, wie sehr sie Pferde liebt. Ihr Vater hat viele Pferde besessen, so ist sie mit diesen Tieren groß geworden und konnte mit drei Jahren schon reiten. Erstaunlich, findet Ihr nicht? Mit drei Jahren!“, plapperte John und strich sich eine eigenwillige Haarsträhne aus der Stirn. Sein Pony war etwas zu lang und hing ihm ständig in seine Augen, doch im Nacken trug er das Haar kurz. Anders als bei verwandelten Vampiren, wuchsen seine Haare und Nägel noch. Sein Körper veränderte sich, auch wenn er Blut zum Überleben verlangte.

„Ist das so? Hm.“ Marcus schritt zu Jekaterina und bemerkte wie ihre Lippen vor Furcht zitterten, als er ihre Wange flüchtig mit seinem Daumen streichelte. „Dann sollte ich mir vielleicht ein paar Pferde zulegen. In St. Petersburg, in meinem Heim, könnte ich einen Stall bauen lassen. Damit meine Sklavin dort auch so zufrieden ist, wie offenbar hier.“


Jekaterina senkte ihr Gesicht nach unten. Sie hatte bemerkt, dass er seine Worte nicht ernst meinte und seine Ironie ihr zeigen sollte, dass er verärgert war.

John war weniger aufmerksam. „Das ist eine ausgezeichnete Idee!“ Er legte seine Hand auf Marcus' Schulter. „Ich wünschte, die anderen Vampire wären nur halb so gut zu ihren Untergebenen, wie Ihr es seid, Marcus. Ich bin froh, dass Ihr hier seid.“ Er drehte sich zu Jekaterina um und seine graublauen Augen betrachteten sie hingebungsvoll. Marcus bemerkte nachdenklich, dass der Prinz sich in seine Sklavin vernarrt hatte. Das könnte ihm nützlich werden, wenn sein Interesse sich vertiefen sollte. Wie aufs Stichwort sagte John: „Und wie schön, dass Ihr so nette Gesellschaft mitgebracht habt. Ich würde morgen Nacht liebend gern mit ihr ausreiten. Du hast das Reiten gewiss nicht verlernt, oder Jekaterina?“

„Nein, nein. Ich denke, ich beherrsche es noch, mein Prinz“, flüsterte sie und schielte ängstlich zu Marcus.


„Erlaubt Ihr ihr, mich zu begleiten?“ John strahlte arglos über das ganze Gesicht, als Marcus nickte. „Oh, das ist wundervoll.“

Ausgezeichnet. Marcus umfasste in gespielter Zärtlichkeit Jekaterinas Arm, seine Stimme passte sich seiner Berührung an. Leicht und sanft und doch nur ein Trug, den John nicht durchschaute. „Dir ist es doch gewiss ein Vergnügen, nicht wahr meine Liebe?“

„Ja, Herr, natürlich.“ Jekaterinas Hände krallten sich in ihr weißes Kleid, das einige dreckige Flecken aufwies. Der Schmutz entging Marcus genau so wenig, wie ihre immer mehr zunehmende Angst. Er hasste Dreck! Wieso begab sich seine Sklavin ausgerechnet in einen Stall voller dreckiger, stinkender Tiere?


„Wundervoll, wundervoll. Schließt Ihr Euch uns an?“ John drückte in freundschaftlicher und verbundener Geste Marcus' Schulter, der sich widerwillig diese Zuneigungsbezeugung gefallen ließ. Für Marcus war es ein Zeichen von Dominanz, jemanden ohne dessen Erlaubnis anzufassen. Er nutzte daher Berührungen oft als Ausdruck seiner Überlegenheit und ertrug es selbst nur schlecht, wenn er es war, den man ungebeten berührte.

„Ich bedaure, mein Prinz, doch ich muss schon morgen Abend aufbrechen. Euer Vater gab mir einen Auftrag, den ich nicht hier erfüllen kann.“

„Ich könnte Vater bitten, Euch davon zu befreien“, schlug John vor und zu Marcus' Missfallen, ergriff der junge Mann mit dem hageren Gesicht jetzt auch noch seine Hände. „Bitte bleibt. Ihr seid mein einzig wahrer Freund.“ John runzelte die Stirn und presste seine Lippen zu einem festen Strich zusammen. Nach kurzem Zögern fügte er leise und verschwörerisch hinzu: „Die anderen Fürsten sind alles Heuchler und Bestien. Ihr seid der einzige Gute unter ihnen.“

Marcus entzog ihm vorsichtig seine Hände, sein Mund umspielte ein falsches Lächeln und die leichte Verbeugung sollte nur das zornige Aufglimmen seiner Augen verbergen. Ein Teil von ihm war aber auch amüsiert. Der einzige Gute unter ihnen. Marcus betrachtete sich nicht als böse, doch er war sich durchaus seiner Skrupellosigkeit bewusst, die ein Schwächling wie John gewiss als böse klassifiziert hätte.


„Ich danke Euch für Eure Worte und vor allem für Eure Freundschaft, mein Prinz. Ihr ehrt mich dadurch. Doch ich fürchte, meine Verpflichtungen sind nicht verschiebbar. Doch gern lasse ich Jekaterina hier in Eurer Obhut.“

„Das wäre wundervoll! Sie steht ab sofort unter meinem Schutz.“ John umfasste jetzt Jekaterinas Hände, die nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte, und daher verunsichert erneut auf dem dreckigen Boden niederkniete.

„Nicht doch. Steh auf. Ich mag es nicht, wenn man vor mir kniet“, rief der Prinz aus und sah dann mit etwas argwöhnischer Miene zu Marcus auf. Der erste Vampir war fast einen halben Kopf größer als der Prinz und da sie so dicht beieinander standen, musste er den Kopf in den Nacken legen, um Marcus, mit deutlichen Spuren von Bekümmernis in seinen Gesichtszügen, in die Augen sehen zu können. „Ihr- Ihr zwingt Eure Sklaven noch immer vor Euch zu knien. Wieso haltet Ihr daran fest?“

Marcus breitete seine Arme in einer entschuldigenden Gebärde aus. Beim Jupiter, dieser jämmerliche Mann, sein Prinz, sah fast noch aus wie ein Knabe und stand dennoch über ihm. Dies war eine Tatsache, die Marcus nur schwer ertragen konnte.


„So fordert es das Gesetz. Ich bin Euch treu ergeben, dass wisst Ihr, mein Prinz, doch ich bin letztlich nicht mehr als ein Untertan Eures Vaters. Ich muss die Gesetze und die Einhaltung der Gebote achten und fordern, die der König aufgestellt hat. Sklaven haben vor Ihren Herren zu knien und natürlich vor Euch, mein Prinz. Ich musste dies auch Jekaterina lehren. Verweigert sie einem freien Vampir oder Euch diesen Tribut, brächte sie ihr Leben in Gefahr.“

John nickte, da er Marcus´ Ausführungen Glauben schenkte. Marcus hatte zwar nicht gelogen, doch etwas Entscheidendes weggelassen. Sein eigener Wille war es genauso, dass sich Sklaven so unterwürfig verhielten. Sie sollten in jedem Moment daran erinnert werden, wer ihre Herren waren und vor allem, dass sie selbst keine waren.

„Komm, komm hoch, meine Liebe“, sagte Marcus sanft, griff unter Jekaterinas Schulter und zog sie auf ihre Füße. Ihr Kleid war noch schmutziger geworden. Was fiel ihr ein, so unvorsichtig mit seinem Eigentum umzugehen? Allein dafür hatte sie schon ein paar Schläge mit dem Stock verdient.

Einige Pferde begannen unruhig zu wiehern und scharrten mit ihren Hufen. Marcus horchte auf. Jemand belauschte sie.


„Nun, ich- ich … ich verstehe das natürlich. Kommt Ihr nach der Erfüllung Eurer Pflichten wieder hierher, oder kehrt Ihr gleich zurück zu Eurer Gemahlin, nach St. Petersburg? Bitte kommt doch alsbald wieder hierher.“

„Ich kehre, sobald ich kann, zu Euch zurück, mein Prinz.“

„Wundervoll, wundervoll … Ich würde mir wünschen die Herrin Carda einmal kennenzulernen. Ich möchte Ihr zu Ehren ein Fest geben. Eure Gemahlin soll unglaublich schön und gebildet sein. Sicher werden wir Freunde. Ja, das ist es. Ich lade Euch zu einem Fest Carda zu Ehren ein. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, dass auch Jekaterina daran teilnehmen kann? Als Gast, nicht als Dienerin, meine ich. Ich weiß, mein Vater wird dies zunächst ablehnen, aber ich kann ihn gewiss überzeugen.“

Marcus unterdrückte ein wütendes Knurren. Auch wenn John ihn und Carda mit einer Feierlichkeit auszeichnete, hätte er am liebsten abgelehnt. Die Einladung abzuschlagen wäre jedoch ein Affront, so dass er annehmen musste. Doch Jekaterina zu gestatten als Gast teilzunehmen? Nein, dazu würde er sich nicht bereit erklären. Er würde es niemals hinnehmen mit einer Sklavin an einem Tisch zu sitzen.

„Ich danke Euch für die Ehre, mein Prinz. Ich werde mit meiner Gemahlin hierher zurückkehren. Ich bin mir sicher, nein, ich weiß, dass sie schon lange darauf brennt, Euch kennenlernen zu dürfen.“

„Wundervoll … Bis Morgen, Jekaterina. Ich grüße dich.“

Jekaterina knickste artig und antwortete verhalten. „Bis Morgen, mein Prinz. Ich grüße Euch.“

John, der wie gewöhnlich einen dunklen Anzug und ein weißes Hemd trug, steckte seine schmalen Hände in die Hosentaschen und zögerte plötzlich zu gehen. Sein Gesicht hatte wieder seinen üblicherweise traurigen Ausdruck angenommen und seine Stimme war jetzt kläglich.

Wie Marcus es hasste, wie dieser Wurm von einem Prinzen sprach. Ob seine Mutter auch so ein beschämendes Wesen ohne Stolz gewesen war?


„Marcus … Glaubt Ihr, Madleen kehrt irgendwann zu mir zurück?“

Marcus überwand seine Abscheu und legte seine Hände in brüderlicher Geste auf die schmalen Schultern des Prinzen. „Sicher. Sie liebt Euch, Herr. Frauen sind nur manchmal … mit ihren Gefühlen überfordert. Madleen ist eine eigenwillige Frau, doch sie ist klug. Sie wird erkennen, dass ihr Platz an Eurer Seite ist.“

John nickte und holte zittrig Luft.

Marcus kämpfte darum, John weiter freundlich anzulächeln. Würde John jetzt auch noch in Tränen ausbrechen? Er konnte nicht ahnen, wie sehr Marcus davon angewidert gewesen wäre.

„Ich hoffe, Ihr irrt nicht, mein Freund.“

„Sicher nicht.“ Marcus verbeugte sich. „Ich irre mich nie. Darum ernannte mich Euer Vater zum ersten Vampir.“


John nickte erneut und verließ dann endlich die Stallungen.

Kaum war er gegangen, packte Marcus seine Sklavin grob an ihrem Arm und zerrte sie so dicht zu sich, dass sie an ihn gepresst wurde. Sie war bisher immer äußerst fügsam gewesen und er fragte sich, ob er sie überhaupt schon jemals hatte reglementieren müssen.

„Herr, ich- ich bitte um Vergebung“, wisperte sie ganz leise.

Er beugte sein Gesicht zu ihr herunter, um ihr leise ins Ohr flüstern zu können. „Du gehst jetzt in mein Gemach und wartest dort auf mich. Ich werde dich lehren, mir nicht zu gehorchen. Du hattest hier nichts zu suchen, meine Liebe. Und wasche dich. Du stinkst so abscheulich, wie ein Gaul. Ich hasse kaum etwas mehr, als eine verdreckte Hure in meinem Bett.“


Er musste sie später genau instruieren, dass sie John vorschwärmte, was für ein rücksichtsvoller und nachsichtiger Herr er wäre und natürlich ein treuer Ehemann. John hatte eine für Marcus völlig fremde Moralvorstellung, doch er gaukelte dem Prinzen vor, dessen Meinung zu teilen. Er wollte sich die Freundschaft des Prinzen erhalten. Politisch gesehen, brachte es ihm Vorteile, wenn der Sohn des Königs ihm zugetan war, und wäre das Gegenteil der Fall, könnte es sein Ruin sein. Der Meister würde keinen Mann als ersten Vampir dulden, der bei dem Prinzen in Ungnade gefallen war.

Es war Marcus zwar zuwider eine Frau, auch wenn sie nur seine Sklavin war, mit einem anderen Mann zu teilen, dennoch würde er Jekaterina auftragen, sich dem Prinzen anzubieten. Eine ergebene Sklavin als Spitzel im Bett des Prinzen, das konnte für ihn nur ein Vorteil sein. Wer wusste, was sie in Erfahrung bringen würde?

„Geh jetzt!“

„Ja, mein Gebieter.“ Jekaterina eilte davon und wie Marcus erwartet hatte, zeigte sich nur Sekunden danach der Lauscher, der die Pferde aufgeschreckt hatte. Genauer gesagt die Lauscherin. Es überraschte ihn, wer es war, auch wenn er sein Erstaunen nicht zeigte.


Er neigte leicht seinen Kopf vor der eintretenden schlanken Frau, die modern in eine schwarze Lederhose und ein schwarz-graues Tank-Top gekleidet war. Ein Aufzug, in dem er seine eigene Tochter, wenn er denn eine hätte, nicht würde herumlaufen lassen. Und anders als der Meister, würde er ihr auch nicht gestatten, unter Aufsicht hin oder her, sich unter das Menschenvolk zu begeben. Ob der König überhaupt wusste, was sie trug und des Nachts so alles unternahm?

„Meine Prinzessin, ich grüße Euch“, sagte er und zeigte seine weißen Zähne, als er geübt sein falsches Lächeln präsentierte. Sie glich ihrem Bruder weder äußerlich noch von ihrem Benehmen ihm sonderlich. Angenehm.


„Ich grüße Euch, erster Vampir“, sagte sie und schritt mit schwingenden Hüften an ihm vorbei. Dabei warf sie ihr  langes, glattes Haar über ihre Schulter. Im Schein der spärlichen Lampen des Stalles, glänzte es wie das Gefieder eines Raben. Ähnlich wie das Gesicht ihres Bruders, war ihres schmal und ihre Züge scharf geschnitten. Ihre hohen Wangenknochen zeichneten sich deutlich unter ihrer bleichen, straffen Haut ab und bildeten einen deutlichen Kontrast zu ihren vollen, sinnlichen Lippen. Letztere waren ein Erbe ihrer Mutter, ebenso wie die schwarze Farbe ihres Haares. Die braunen Augen glichen mehr denen des Königs, abgesehen davon, dass die  goldenen Tupfer darin fehlten. Für Marcus´ Geschmack war die Prinzessin etwas zu dünn, doch sie hatte auch erst gerade die Schwelle vom Mädchen- zum Frauensein überschritten, nun oder noch verharrte sie genau dort. Dennoch erkannte man deutlich, dass sie eine wahre Schönheit werden würde.


„Seid Ihr wegen der Pferde hier oder wegen mir, meine Prinzessin?“

Die junge Frau lachte und wirbelte zu ihm herum. Betont lässig lehnte sie sich gegen einen Holzpfeiler und tippe mit ihrem schlanken Zeigefinger gegen ihr Kinn. „Lasst mich nachdenken … Ich fürchte, ich bin zurzeit mit meinen Gefühlen zu überfordert, um nachdenken zu können. Ihr wisst ja, wie wir Frauen sind.“


Ah, sie spielte auf seine vorhin gefallene Bemerkung an und versuchte erst gar nicht zu verbergen, dass sie zugehört hatte. Das was er allein zu Jekaterina gesagt hatte, hatte sie nicht hören können. Er hatte absichtlich so leise gesprochen, dass niemand es verstehen konnte.

Marcus schüttelte mit spielerischem Tadel seinen Kopf. „Ihr habt uns belauscht. Denkt Ihr dieses Verhalten ziemt sich für eine Prinzessin? Gewiss nicht, und schon gar nicht für eine, die so hübsch und klug ist wie Ihr.“


Ihr Lächeln war kalt und arrogant, ihr Blick herausfordernd und ihr Tonfall gleich dem was sie sprach ungehörig. „Hört auf, mir zu schmeicheln. Das wirkt bei meinem einfältigen Bruder und bei meiner kleinen Schwester, nicht bei mir! Ich habe Euch durchschaut. Ihr wisst so gut wie ich, dass Madleen John nicht liebt. Was auch immer Ihr Euch davon versprecht, es John weismachen zu wollen, mich haltet Ihr nicht zum Narren.“

Marcus ließ seine charmante Maske fallen und trat einen drohenden Schritt auf sie zu. „Bedenkt Eure Worte, meine Liebe. Vergesst nicht, wer ich bin.“


Sie lachte spöttisch und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust und schaute ohne Furcht zu ihm auf. „Es ist also wahr. Ihr wisst, dass Madleen meinen Bruder eigentlich nicht ausstehen kann.“

Marcus tat noch einen Schritt nach vorn, so dass er ihr so nahe stand, dass nur noch eine Handbreit Platz zwischen ihnen war. Jetzt zeigte sie doch etwas Angst und wollte ihm hastig ausweichen, doch er packte ihre Handgelenke und zwang sie stehen zu bleiben.

„Lasst mich los“, zischte sie.

„Ihr solltet nicht so einen Unsinn reden, meine Liebe.“

„Nehmt Eure Hände von mir. Ich befehle es Euch. Und ich bin nicht Eure Liebe!“

Befehlen? Was fiel diesem jungen Balg ein? „Ihr benehmt Euch wie ein verzogenes Gör, das man übers Knie legen sollte!“


Sie keuchte erschrocken auf und sie sah ihn mit ihren braunen Augen schockiert an. „Wagt es nicht, Hand an mich zu legen!“

Marcus zwang sich sie frei zu geben und bereute es schon, sie so hart angefahren zu haben. Er durfte nicht außer Acht lassen, wer sie war. „Vergebt mir, doch bedenkt in Zukunft Eure Wortwahl. Auch als Kind des Königs schuldet Ihr mir Respekt. Geht!“

Lydia runzelte ihre Stirn und strich sich eine Strähne ihres dunklen Haares hinter ihr Ohr. Die Geste wirkte unsicher, aber anstatt zu gehen, blieb sie stehen und schaute mit einem provozierenden Augenaufschlag zu ihm auf. „Ich bin kein Kind mehr und … ich möchte nicht gehen, Marcus.“

Versucht sie etwa mit mir zu flirten? fragte sich Marcus überrascht.

Sie blinzelte und reckte ihr Kinn kokett nach oben.

Ja, offenbar!


So, die kleine Prinzessin versuchte sich im Spiel der Erwachsenen. Marcus konnte nicht widerstehen und beschloss, sie auf die Probe zu stellen. Wie würde sie wohl reagieren, wenn er so tat, als ginge er auf ihr Spielchen ein? Vermutlich würde sie knallrot anlaufen und sofort die Flucht ergreifen. Mit Sicherheit sogar. Diese Lektion wollte er ihr erteilen. Marcus betrachtete ihren Körper, als wollte er ihre Behauptung überprüfen. Unter seinem forschenden Blick schlang die junge Frau ihre Arme um ihren Oberkörper. Sie fühlte sich sichtlich unangenehm unter seiner eingehenden Musterung, was er damit auch bezweckte. Lydia hatte schon sanft gerundete Hüften und kleine feste Brüste. Es war der Körper einer jungen Frau von vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahren, nicht der eines Kindes. Insoweit hatte sie Recht. Tatsächlich war sie beinahe dreihundert Jahre alt. So lange brauchten die Kinder des Königs, um körperlich ganz zu reifen. Lydias Gebaren war dennoch das eines pubertierenden Mädchens der modernen Zeit. Ihr Leib hatte genug Weiblichkeit, dass Marcus ihn anziehend finden könnte, doch ihr aufmüpfiges Verhalten reizte ihn nicht.


„Ihr seid also kein Kind mehr, mhm?“, fragte er leise und sein Blick verweilte auf ihren Brüsten, die sie halb verdeckte. „Seid Ihr sicher?“

Plötzlich senkte sie ihre Arme und drückte ihren Rücken durch, so dass sich ihre kleinen Brüste deutlich unter ihrem Tanktop abzeichneten, ebenso wie ihre hart gewordenen Brustwarzen. „Ja“, sagte sie. Vermutlich wollte sie selbstbewusst klingen, aber ihre Stimme bebte und klang heiser.

Mutig schloss sie dennoch ganz zu ihm auf, so dass Marcus ihren weichen Körper an seinem spürte. Ihr Herz schlug schnell und sie umwehte der leichte Duft einer erregten Frau.

„Ich bin kein Kind mehr, Marcus“, hauchte Lydia erneut. Sie war aufgeregt und ihre Hände zitterten, als sie sie auf seine Wangen legte. 


„Offensichtlich nicht“, murmelte er und betrachtete ihren leicht geöffneten Mund.

Sie leckte sich über ihre Lippen und drückte sich noch enger an ihn. Sie traute sich wirklich zu versuchen, ihn zu verführen. Mut, respektierte Marcus und gestand sich ein, dass sein Körper durchaus bereitwillig auf sie reagierte. Aber er wurde unsicher, wie er auf diese eindeutigen und doch tölpelhaften Annäherungsversuche reagieren sollte. Mit Sicherheit hatte dieses Mädchen noch bei keinem Mann gelegen und er würde einen Teufel tun und die Tochter des Meisters entjungfern.

„Lydia, Ihr solltet wirklich besser gehen.“


Lydia schüttelte heftig den Kopf und warf sich so unvermittelt in seine Arme, dass er ihre Umarmung zulassen musste, wenn er sie nicht grob abwehren und sie dabei möglicherweise verletzen wollte. Als sie sich jedoch an ihn schmiegte, auf ihre Zehenspitzen stellte und versuchte ihn auf den Mund zu küssen, löste er vorsichtig, aber bestimmt, ihre Arme von seinem Hals und schob sie ein Stück von sich. Er durfte das hier nicht zulassen. Leider.

„Lydia! Das sollten wir nicht tun.“


Lydia umfing sich selbst wieder mit ihren Armen und schaute durcheinander zu ihm auf. „Wieso nicht? Ich will Euch und auch Ihr mich, ist es nicht so? Ich will Euch küssen und ich will von Euch geküsst werden.“ Das klang wieder nach einem verwöhnten Mädchen. Ich will, ich will … Sie raffte ihre Schultern, sammelte ihren ganzen Mut wieder zusammen und griff in die Falten seines Hemdes. „Ich will Euch und jetzt küsst mich endlich!“, befahl sie und versuchte ihn an sich zu ziehen, doch er bewegte sich nicht von der Stelle. „Wollt Ihr mich nicht?“


„Lydia-“ Marcus stockte. Beim Jupiter, dass sie wirklich so weit gehen könnte, hatte er nicht erwartet und bereute es, dass er sich zu diesem kleinen Spielchen hatte hinreißen lassen. Er überlegte, wie er sich aus dieser Situation retten konnte, ohne die Prinzessin gegen sich aufzubringen. Ihm fiel aber nicht wirklich etwas ein, also schwieg er, was ihr eine Antwort war.


Sie ließ ihre Hände sinken. Ihre Wangen erröteten und sie senkte beschämt ihren Blick. Sie streichelte über ihre nackten Armen, als würde sie frieren, und murmelte vor sich hin: „Ich habe mich zum Narren gemacht … Ich … Bitte vergesst, was ich getan habe und entschuldigt mich, erster Vampir.“ Sie drehte sich auf den hohen Absätzen ihrer schwarzen Schnürstiefel um und wollte aus dem Stall fliehen. Doch so verletzt wollte Marcus sie nicht gehen lassen. Mit der Geschwindigkeit, wie nur ein Vampir sie erreichen konnte, überholte er sie und versperrte ihr den Weg nach draußen. Nichts konnte schlimmer enden, als die Rache einer verschmähten Frau, auch wenn sie noch ein halbes Kind war, daher flüsterte er versöhnlich: „Lydia, vergebt mir. Bitte versteht meine Zurückweisung nicht als ein Zeichen mangelnder Zuneigung. Ihr seid noch so jung und Ihr seid meine Prinzessin. Euer Vater würde es nicht gutheißen, wenn ich seine Tochter verführte … Lydia, ich bin zudem verheiratet. Zürnt mir nicht, da ich Eure Schwäche und Unerfahrenheit nicht ausgenutzt habe.“


Sie schaute zu ihm auf. Ihre Augen zeugten von Klugheit und er erkannte in ihnen ihre Leidenschaft für ihn – aber auch, wie er erwartet hatte, gekränkten Stolz.

„Verheiratet? Anders als John weiß ich sehr wohl, dass Ihr Euch einen Dreck um Eure Gemahlin kümmert. Ihr betrügt sie mit Euren Sklavinnen. Außerdem ist es meinem Vater gleich, was mit mir geschieht, so schiebt ihn nicht vor, wenn Ihr mich nicht wollt. Ich kann damit umgehen, wenn ich abgewiesen werde.“


Marcus hatte dieses kleine Miststück offenbar unterschätzt. Mit netten Floskeln würde er sie nicht beruhigen können. „Ich denke, dass Euer Vater viel für Euch empfindet, Lydia, und ich achte Euch hoch. Zu hoch, um mich auf Euch einlassen zu können.“ Er neigte seinen Kopf vor ihr. „Was auch immer Ihr über mich denken mögt, ändert an den Tatsachen nichts. Carda ist mein Weib. Jede andere Frau, die ich in mein Bett nähme, wäre nichts weiter als meine Hure und den Platz einer solchen einzunehmen ist einer Prinzessin unwürdig. Ich würde mich jedoch freuen, könnte ich Euch meine Freundin nennen.“

Lydia gab ihm eine schallende Ohrfeige, die ihn tatsächlich völlig unvorbereitet traf. „Bastard!“, schrie sie und stapfte hinaus.


Marcus lächelte, als er seine geschlagene Wange berührte. Sie hatte ein feuriges Temperament. Etwas, das ihrem Bruder fehlte. Lebensfreude, Stolz und Feuer.

Er blickte ihr nach, wie sie mit festen Schritten über den mit Kopfsteinpflaster ausgelegten Burghof ging. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt und ihr Kopf tief nach unten geneigt. Sie benahm sich in der Tat noch wie eine störrische Heranwachsende. Mhm … was für ein verlockender Gedanke, wenn er es doch sein könnte, der ihr beibrächte, was es hieß eine Frau zu sein. Ob ihr zukünftiger Ehemann zu beglückwünschen oder zu bedauern wäre? Wer weiß.


Schmunzelnd begab er sich in sein Gemach. Die älteste Tochter des Königs hatte sich in ihn verliebt. Daraus ließ sich vielleicht noch ein Vorteil ziehen … falls sie ihm nicht ewig grollen würde.

Dann wurden seine Gedanken wieder ernst, als er an die Unterredung mit dem König dachte. Zunächst lag eine ganz andere Aufgabe vor ihm und die hatte auch mit einem äußerst widerspenstigen Weib zu tun. Der König hatte ihn beauftragt, allein und ohne jemanden einzuweihen, aufzubrechen und Madleen zurück an den Hof zu holen. Der König war das Gejammer seines Sohnes endgültig überdrüssig und verlangte, dass Marcus Madleen zurück brachte. Er sollte sie notfalls zwingen und außerdem dazu bringen, dass sie John und den anderen Vampiren gegenüber weismachte, dass sie aus eigenem Willen zu ihm zurückgekehrte. Es würde John in Trauer reißen, wenn er erfuhr, dass man Madleen hatte entführen müssen, um sie wieder zu ihm zu bringen.
Madleen zu finden sollte nicht das Problem sein, aber sie zu überzeugen, ihn zu begleiten, unter dem Deckmantel der Freiwilligkeit, das durfte schwierig werden.

Montag, 22. September 2014

Schwachsinnige Worte ergeben einen Sinn ...

Stichwort Zähne zeigen!


Hallo Freunde der Nacht. In unserer ELLENBOGEN-gesellschaft ist es notwendig auch mal seine ZÄHNE zu zeigen. Wenn ihr etwas zu sagen habt, dann macht den MUND auf. Tretet mit euren FÜSSEN ruhig ins Fettnäpfchen, auch wenn ihr hinterher BAUCHweh bekommt und euch an den KOPF fasst, wie euch das wieder passieren konnte. Benutzt das GEHIRN, denn dafür habt ihr es und beugt euer KNIE nicht vor den Oberen. SCHIENBEINschoner sind eh nur was für WeichEIER. Schwingt euch auf das Fahrrad auch wenn der HINTERN drückt und die OBERSCHENKEL brennen, denn Sport hält den KÖRPER gesund. Klatscht mal in die HÄNDE, wenn ihr was gut gemacht habt oder klopft euch auf die SCHULTER. Buckelt nicht Leute, geht eh nur auf die NERVEN und auf den RÜCKEN und ist schlecht für den BLUTdruck. So, und wer jetzt sagt, da hat sie ein Körperteil noch vergessen, kann ja kommen und mir die AUGEN auskratzen oder mich an den OHREN ziehen. ;-)

Dunkle Grüße, eure Laya Talis

Der Pakt - Kapitel zwölf #Vampirroman

Hallo Freunde der Nacht!
Es geht weiter in der Welt Zwischen Göttern und Teufeln, in der sexy Vampire noch Menschenblut trinken und die Menschen nicht unschuldige Opfer sind, sondern auch hart zurückschlagen können.


Viel Spaß und ein dunkles Lesevergnügen. Eure Laya Talis
Bitte beachten: 
Kopieren und weiterverbreiten des Textes ist nicht gestattet! Danke für euer Verständnis.
Wer es nicht abwarten kann oder mich unterstützen möchte: Das komplette Taschenbuch gibt es hier bei Amazon: Amazon (Taschenbuch)  Und das E-Book ebenso hier: Amazon E-Book und auf allen anderen gängigen E-Book-Plattformen.

Der Pakt - Zwischen Göttern und Teufeln, Band eins:


Kapitel zwölf

Sophia
„Was heißt das: Ich muss weg? So plötzlich! Und wohin überhaupt?“, fragte Lilli und setzte sich auf Sophias zerwühltes Bett.
Sophia kam aus dem Wohnzimmer zurück und wickelte vorsichtig die Kamera ihres Vaters in einen Pullover, bevor sie ihn zu ihren übrigen Klamotten in die große, schwarze Reisetasche stopfte, die vor ihrem geöffneten Kleiderschrank auf dem Boden stand.
„Hallo. Lilli an Sophia!“, rief Lilli jetzt wütend. „Wo gehst du hin? Bist du am Wochenende zurück?“
Sophia zog mit einem heftigen Ruck den Reißverschluss ihrer Tasche zu. Viel nahm sie nicht mit. Etwas Kleidung zum Wechseln und ihre beiden Kameras. Nur die, nicht die ganze Fotoausrüstung. Mehr brauchte sie nicht. Sie hockte auf ihren Fersen und sah mit verschlossenem Gesichtsausdruck zu Lilli auf.

War Lilli auch in Gefahr? Sollte sie sie warnen?
Sophia schüttelte den Kopf, was ihren Gedanken und auch Lillis Frage galt. Je weniger Lilli wusste, desto besser, und vermutlich war es sicherer für sie. Andererseits ... Mist! Was wusste Sophia schon selbst? Dass sie das Gefühl hatte, sie wäre in Gefahr? Die wunderschöne Fremde, die sich mit dem Namen Madleen vorgestellte hatte, war zweifelsohne eine Irre, aber nicht jeder, der verrückt war, war deswegen gefährlich. Flüchtig rieb sie sich über die kreisrunde Narbe an ihrem Unterarm. Flieh! Flieh! Sie musste sich verstecken.

„Sophia! Bitte.“ Lillis Stimme war nicht mehr wütend, sondern flehend.
Sophia schluckte schwer und wurde sich erst in diesem Moment wirklich bewusst, dass sie Lilli für immer aufgeben musste. Ihre einzige Vertraute. Sie würde Lilli auch verlieren, genau wie ihre Eltern. Nicht durch eine Explosion, aber ebenso plötzlich.
Aber Sophia konnte nicht bleiben. Flieh! Diesem Befehl konnte sie sich nicht entziehen.
„Ich komme in drei oder vier Wochen zurück. Ich rufe dich an, sobald ich gelandet bin“, sagte Sophia. Nichts in ihrer Stimme oder in ihrem unbewegten Gesicht verriet ihre Lüge.
„Gelandet?“ Lilli erhob sich zeitgleich mit ihr.
Sophia schulterte ihre Reisetasche und warf Lilli ihren Wohnungsschlüssel zu, den Lilli jedoch ungeschickt fallen ließ. 

„Ich fliege nach Moskau.“
„Moskau?“ Lilli hob den Schlüssel auf, ohne Sophia aus den Augen zu lassen.
„Ja. Ich habe einen Fotoauftrag bekommen. Vom National Geographic Magazin. Das kann ich mir nicht entgehen lassen … Ich zeige dir die Bilder, sobald ich zurück bin.“ Sophia ging zu Lilli und umarmte sie zum Abschied. Mist. Es tat weh zu gehen.
„Du hast mich noch nie von dir aus umarmt, Sophia“, flüsterte Lilli und schob sie mit einem Stirnrunzeln von sich. Ihre blauen Augen erforschten prüfend Sophias Gesicht.
Sophia zeigte ein Lächeln, das so echt wirkte, wie es falsch war. Es war ihr erschreckend vertraut, sich zu verstellen … zu lügen … Oh, Mist. Es war so einfach, wie sich einen Mantel überzustreifen und fühlte sich so bekannt an, wie die eigene Haut. Eine Maske zeigen.

Neue Erinnerungsfetzen blitzten in ihrem Geist auf. Sie war konditioniert worden, ihre wahren Empfindungen zu verbergen, und zwar von Kindesbeinen an. Man hatte sie geschlagen, misshandelt und gefoltert, wenn sie Gefühle gezeigt hatte. Man hatte sie in eine funktionierende, fügsame Maschine verwandeln wollen. Aber wer hatte das mit ihr getan? Wer waren die? Diese Fragmente von Szenen aus ihrer vergessenen Vergangenheit, ergaben allein für sich betrachtet keinen Sinn, jedoch mit dem schrecklichen Widerhall von Gefühlen schon, mit denen sie begleitet wurden, und sie drohten eine hässliche Kindheit zu enthüllen, die Sophia gar nicht sehen wollte. Wann hatte man ihr das alles nur angetan? Wieso? Oh Gott. Sie wollte das alles gar nicht erfahren. Nichts wissen von den Schmerzen, der Folter … dem Bunker. Vielleicht zwang alles in ihr sie auch deshalb, vor Madleen zu fliehen. Es war gleichzeitig eine Flucht vor ihrer Vergangenheit, an die sie sich erst zu erinnern begonnen hatte, nachdem sie Madleen begegnet war. Immer wenn Sophia versuchte nach den Erinnerungen zu greifen, drohte eine entsetzliche Schmerzwelle durch ihren Körper zu rasen. Es kündigte sich mit einem Kribbeln in ihrem Kopf an und breitete sich blitzartig in ihren Gliedmaßen aus. Sophia reagierte aus Angst vor den drohenden Qualen sofort und brach ihren Versuch ab, mehr zu erfahren. Es war wie ein Abwehrmechanismus, der sich in Gang setzte, sobald sie sich auf ihre Vergangenheit konzentrierte. Hinzu kam der Drang davonzulaufen, der Stunde um Stunde stärker wurde.
Flieh! Flieh!

„Du hast mich doch noch nie umarmt! Wieso tust du es jetzt? Was ist los, Sophia?“, fragte Lilli zornig, aber vor allem besorgt.
Sophia nahm ihre Hände von Lillis Schultern. Lilli hatte Recht. Sophia mochte keine Berührungen. Von niemandem. Sie hatte nicht mal Alex gern angefasst. Kein Wunder, dass er es mit ihr nicht ausgehalten hatte. Doch das war jetzt nicht wichtig. Nichts war mehr wichtig. Außer einer Sache.
Ihr Baby! Das war das einzige was wirklich zählte. Sie musste ihr Kind schützen.
Flieh!

„Kümmre dich bitte um meine Blumen und- und pass auf dich auf, Lilli.“ Sophia schenkte ihr dieses Mal ein echtes Lächeln, echte Zuneigung … echten Schmerz.
Lilli liefen Tränen über  die Wangen. Ihre schlanken Finger zwirbelten an ihren blonden Locken und ihr Schluchzen war das einzige Geräusch im Zimmer.
Sophia drehte sich um und ging. Fast erwartete sie, dass Lilli ihr nachlief, sie hoffte es sogar ein wenig, auch wenn dieser Wunsch irrational war, da sie gehen musste und es ihr nur noch schwerer gefallen wäre, hätte Lilli sich an sie geklammert.
Als Sophia die Haustür leise hinter sich zuzog, hörte sie Lilli weinend rufend: „Du hast gar keine scheiß Blumen!“
Sophia spürte ungeweinte Tränen in ihren Augen brennen. Lillis Ausruf bedeutete etwas ganz anderes.

Ich weiß, du kehrst niemals zurück.
Nein, das würde sie nicht.
Ihrem Baby durfte nichts geschehen und weder Madleen noch ihre in der Dunkelheit verborgene Vergangenheit waren gut für ihr Kind. Daher floh sie vor beidem und drehte sich kein einziges Mal nach ihrem alten Leben um.
Sie musste ein neues beginnen. So lautete der Befehl.
Erneut …