Leseproben aus: `Der Verrat´ (Band zwei)




Prolog:
Mein Name ist Ephraim Van Soehlen. Ich bin viertausend Jahre alt und wurde von meinem Gott auf die Erde entsandt, um ein Volk zu erschaffen und über dieses zu herrschen. Ich tat, was mir befohlen wurde und verwandelte die ersten Vampire. Kreaturen der Nacht mit übermenschlicher Macht, die sich vom Blut der Sterblichen ernähren. Wir sind die Verdammten.

Ich habe mir Menschen erwählt, da sie, ihre Kinder, ihre Kindeskinder und all ihre Nachfahren mir und meinem Volk dienen sollen. Diese Auserwählten haben sich zu einem Bund zusammengeschlossen, den sie `Die Organisation` nennen. Mit der Hilfe meiner Vampire sind sie zu großer Macht gelangt. Dies ist der Ausgleich für die Dienste, die die Sterblichen uns leisten. Das ist unser Pakt, das ist es, was den Frieden zwischen den Menschen und uns Vampiren erhält. Die Menschen sollen über Ihresgleichen herrschen und ich über die Meinen. Das ist die Ordnung der Welt, wie mein Gott es bestimmt hat.

Aber die Menschen sehen nach zweitausend Jahren meinen Gott plötzlich als Teufel an, sehen nur sich selbst noch als Geschöpfe ihres Gottes. Doch sie tun gut daran, an der alten Ordnung nicht zu rütteln.

Wenn der Pakt bricht, wird nichts mehr sein wie es war …


Es geht weiter in der Welt `Zwischen Göttern und Teufeln`, in der es für Verräter nur eine Strafe gibt: Den Tod!


 

Kapitel eins
Marcus

Carda klebte förmlich an der Autoscheibe und konnte sich gar nicht sattsehen an dem, was ihr New York bot. Es war noch überwältigender, als sie gedacht hatte. So viele Eindrücke. Der Lärm, die Menschen, oh, so viele Menschen. Dazu unzählige Gerüche, Autos, ein Meer von Licht und keine Dunkelheit, obwohl es Nacht war … so viel Leben. Carda hatte ihre zarten Hände in ihren weißen, langen Rock gekrallt. Sie trug dazu eine weiße, enge und modische Seidenbluse, die ihre schlanke Taille umschmeichelte. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten und hochgesteckt, so dass ihr schlanker Hals, den sie erneut verbog, da sie vergeblich versuchte die Spitzen der Hochhäuser zu erblicken, vorzüglich zur Geltung kam. Sie saß mit Marcus auf der schwarzen, ledernen Rückbank in seinem dunkelgrauen Mercedes. Welches Modell der Wagen war, wusste Marcus nicht. Das Auto war groß und die Sitze weich und bequem. Das mochte er und es gehörte ihm. Mehr musste er nicht wissen.

„Oh, seht nur. Menschen. Überall! Sie drängen sich schon aneinander, um Platz zu finden auf diesen riesigen Bürgersteigen. Und das um diese Zeit! Und diese Farben und Lichter, es ist hell wie am Tag“, seufzte Carda fasziniert. Sie waren beide nicht angeschnallt, so behinderte sie nichts, als sie unruhig auf dem Sitz hin und her rutschte. Marcus spielte mit einer kurzen, lockigen Strähne in ihrem Nacken, die sich aus ihrem Zopf gemogelt hatte und amüsierte sich über ihre kindliche Begeisterung, die kein Ende zu nehmen schien. „Fahren wir an der Freiheitsstatue vorbei? Werde ich sie sehen? Ich würde sie so gern sehen. Fahren wir da lang?“, fragte sie aufgeregt und blickte ihn mit einem strahlenden Lächeln an. „Bitte!“

„Es liegt nicht auf unserem Weg“, sagte er sachlich.
„Ohh!“ Vor Enttäuschung verschwand kurz das Glitzern in ihren dunkelgrünen Augen. Sie nickte schwach und wandte sich wieder dem Fenster und den Eindrücken da draußen zu. Der unsägliche Lärm der Stadt war sogar im Wageninneren zu vernehmen, doch selbst diese nervenden Geräusche entzückten seine Gemahlin augenscheinlich.

„Findest du den Weg zu meiner Wohnung, wenn wir an der Freiheitsstatue vorbeifahren, Torben? Wie viel länger wären wir unterwegs?“, fragte Marcus seinen Sklaven, der den Wagen fuhr. Irina saß neben Torben auf dem Beifahrersitz und starrte ähnlich überwältigt wie Carda aus dem Fenster. Wie seine Gemahlin war Irina ganz in Weiß gekleidet, aber auch ihre Garderobe entsprach der Mode der heutigen Zeit und nicht der des antiken Roms, wie ansonsten üblich. Marcus wollte nicht, dass sie in der Öffentlichkeit unnötig Aufmerksamkeit auf sich zogen.

„Ja, Herr, ich kenne mich hier gut  aus. Es kostet uns ungefähr eine Stunde. Es ist kein großer Umweg. Wir kämen somit in spätestens zwei Stunden in Eurem Penthouse an. Vermutlich eher.“
Die Sonne würde erst in etwas über drei Stunden aufgehen. Sie hatten demnach ausreichend Zeit. „Dann fahre diesen anderen Weg“, bestimmte Marcus.
„Ja, Herr.“

Carda ergriff seine Hände und küsste sie überschwänglich. „Ich danke Euch!“ Sie glitt zu ihm herüber und kuschelte sich an seine Brust, ohne jedoch ihren Blick von der Stadt zu nehmen. Marcus streichelte die weiche Haut ihrer Halsbeuge und blickte auch aus dem Fenster. Irgendwo in dieser riesigen Stadt war Madleen! Hoffentlich fand er sie schnell, um seinen Aufenthalt in New York möglichst kurz zu halten. Er hatte schon genug von dem Lärm und den vielen Menschen.

„Marcus?“, flüsterte Carda, umschloss mit beiden Händen eine von seinen. „Ich- ich … Es tut mir leid, dass ich Euch im Flugzeug erzürnte.“ Sie schob ihren Kopf in den Nacken, um ihm ins Gesicht sehen zu können. „Ich hatte weder das Recht, so mit Euch zu sprechen, noch gabt Ihr mir Anlass an Eurer Liebe zu mir zu zweifeln.“

„Fürchtest du dich jetzt vielleicht doch ein wenig davor, an den Hof des Königs zu gehen?“ Wie Jekaterina war sie noch nie dort gewesen und seine Sklavin hatte sich sehr verunsichert und verängstigt gezeigt. Von Unsicherheit oder gar Furcht war bei Carda aber nichts zu bemerken.
„Nein. Nicht, wenn ich an Eurer Seite bin. Ihr werdet mich beschützen. Ich brauche mich vor nichts zu fürchten. Ihr seid der Erste Vampir und mein Gemahl. Ihr würdet mich nirgendwohin bringen, wo ich in Gefahr wäre.“ Sie hob ihren Kopf und küsste seine Lippen. Sanft, zärtlich – verheißend, was ihn später im Hotel für Freuden erwarten würden. „Ich liebe Euch. Ihr seid mir ein guter Gemahl und ich will Euch die Frau sein, die Ihr wünscht und verdient. Bitte vergebt mir meine Worte, die ich aus Dummheit und Eifersucht zu Euch gesagt habe. Ich meine, was ich im Flugzeug … Bitte.“ Sie senkte reuig den Blick.
„Ich zürne dir nicht mehr“, sagte Marcus versöhnlich.
Sie lächelte und küsste ihn erneut. Dieses Mal leckte sie mit ihrer Zunge über seine geschlossenen Lippen und schaute dann mit einem Seufzen wieder aus dem Fenster. „Ich bin erleichtert, dass Ihr das sagt.“ Sie zeigte mit ihrem Finger auf ein gigantisches Haus und stieß einen Schrei aus. „Mein Gott. Auf diesem Haus sind gigantische Bilder, die sich bewegen! Das sind Bilder von Menschen. Als würden sie leben. Wie Riesen … Was ist das?“
Marcus lachte und legte seinen Arm um ihren Oberkörper, um sie eng an sich zu ziehen. „Es ist wie ein riesiger Fernseher“, erklärte er.
„Ein Fernseher?“, fragte sie und holte ihren New Yorker Reiseführer aus dem Fußraum. „Hier steht irgendwo, dass die Hotelzimmer alle so etwas haben, aber es war nie erklärt, was das ist. Haben in einem Hotel alle Fenster solch bewegte Bilder?“ Sie blätterte durch die Seiten, schien aber nicht zu finden, wonach sie suchte und warf das Buch seufzend wieder nach unten.
Marcus lachte erneut, was auf Cardas hübscher, eigentlich glatter Stirn ein Runzeln verursachte. „Lacht mich nicht aus!“, mahnte sie ihn und stupste ihn mit dem Ellenbogen in seine Rippen, doch sie lächelte dabei resigniert. „Ich habe wohl etwas sehr Dummes gesagt.“
„Nein, meine Liebe. Du wirst sehen, was ein Fernseher ist. In meinem Penthouse gab ich Jeremias die Erlaubnis, sich dort etwas einzurichten, als er vor einigen Jahren für längere Zeit hier für mich zu tun hatte. Das tat er; allerdings sehr eigensinnig. Seitdem habe ich dort Fernseher.“ In seinem Heim in St. Petersburg gab es so etwas nicht. Marcus mochte die modernen Medien nicht, dazu gehörte für ihn auch ein Fernseher.

Carda schaute wieder aus dem Fenster und staunte wie ein Kind über die Wunder dieser Zeit. „Ich bin so froh, dass Ihr mich mitgenommen habt.“ Plötzlich sehr ernst geworden, drückte sie seine Hand. „Nicht, weil ich mich so freue, all dies zu sehen und zu erleben, auch wenn ich das natürlich tue. Ich bin glücklich, da ich an Eurer Seite bin. Ohne Euch würde es mir nichts bedeuten.“ Sie küsste ihn auf seine kühle Wange und lehnte ihren Kopf erneut gegen seine Brust. „Ich schwöre es Euch.“

Ein Schwur. Kein Vampir konnte schwören die Wahrheit zu sagen und dann lügen. Täte er es, würde er verbrennen. Die Kräfte, die man nach der Verwandlung erhielt, nahmen einem auch immer etwas fort. Ein Ausgleich für die gewonnene Macht. Alles hatte seinen Preis. Besonders die Unsterblichkeit.

Marcus streichelte wieder ihre Halsbeuge und war zufrieden. Wenn nur alles so leicht wäre, wie Carda zu erfreuen. Diese unwillige Hure Madleen einzufangen zum Beispiel, konnte doch eigentlich nicht so viel schwerer werden. Wie er sie indes überzeugen sollte, so zu tun als wäre es ihr Wunsch zu John zurückzukehren, das war für Marcus ein Hindernis, von dem er nicht wusste, wie er es bewältigen sollte. Vielleicht gab es nur eine Möglichkeit. Ihre Furcht vor Antonius könnte sie gefügig machen – oder in den Selbstmord treiben. Seit Madleen aus der Gefangenschaft der Organisation, aus den Klauen von Tom Sander, befreit worden war, war ihr Verstand, den Marcus schon immer als gestört betrachtet hatte, zeitweilig so zerbrochen, dass sie sich wie eine Geisteskranke verhielt. Nun, vielleicht war sie ja auch genau das. Eine Hülle, die schöner war als die Sonne, deren Inneres, ihr Geist, aber völlig zerstört war. Dies machte sie nur umso unberechenbarer. 


Marcus hing weiter seinen Gedanken nach, bis Carda sich kerzengerade aufrichtete und erneut einen leisen Schrei ausstieß. „Da ist sie! Seht nur, wie sich die Lichter der Stadt im Wasser spiegeln. Wie erhaben die Statue über New York wacht … Oh!“ Carda hatte ihre Handflächen auf die Fensterscheibe gepresst und sich mit ihrem ganzen Oberkörper über Marcus' Beine gebeugt, um aus seinem Fenster sehen zu können. Zärtlich streichelte er Cardas Rücken.
„Sie war ein Geschenk der Franzosen“, sagte er.
Carda nickte. „Ich weiß … Ein Symbol für Freiheit. So auch ihr Name.“
„Sehnst du dich nach Freiheit, meine Liebe?“, fragte er. War sie deshalb so fasziniert von diesem Monument? Er hatte einige seiner Ehefrauen verloren, da sie in den Freitod gegangen waren. Sie hatten es nicht ertragen, dass er so besitzergreifend, eifersüchtig und dominant war. Ihm war durchaus bewusst, dass er Carda, wie seine Gemahlinnen zuvor, einsperrte und völlig beherrschte.
Carda setzte sich auf, küsste ihn stürmisch auf den Mund und hielt mit beiden Händen seinen Kopf gefangen. Ihre Daumen streichelten sanft seine Wangen. „Ich sehne mich manchmal nach meinem Madrid. Oft sogar. Ja, das gebe ich zu. Aber am meisten sehne ich mich nach Euch. Ich gehe dorthin, wo Ihr mich hin befiehlt, bleibe dort und warte auf Euch, wenn ich die Hoffnung in mir tragen kann, dass Ihr zu mir zurückkommt. Ihr seid mir das Wichtigste. Ich will nur bei Euch sein.“
„Du bist mir fürwahr ein gutes Weib, Carda.“ Das war sie. Von Beginn an, und es waren die scheinbar unbedeutenden Momente wie diese, die ihn daran erinnerten. Ihre Ergebenheit, wie ihr weicher, duftender Körper, ließen sein Verlangen entfachen. So wollte er sie und keinesfalls so aufsässig, wie bei ihrer Eskapade im Flugzeug.

Carda bemerkte seine erwachende Erregung sofort und reagierte umgehend darauf. Mit ihren hinreißenden Lippen übte sie einen leichten, aber sinnlich verlockenden Druck, auf sein Kinn aus. Dann glitt ihr Mund küssend von einer zur anderen Wange, bis sie endlich seinen Mund fand. Es war ein langer, inniger Kuss. Ihre Zungen leckten sich, umkreisten sich, tippten sich an und flohen voreinander. Als sie sich schließlich von ihm löste, blitzten ihre Augen vor Begierde auf.

„Wie weit ist es bis zu Eurem Penthouse?“ Sie hatte die Finger ihrer Hände hinter seinem Nacken miteinander verschränkt.
„Wie lange noch, Torben?“
„Etwas mehr als eine Stunde, Herr.“
Ihre linke Hand wanderte über seinen Nacken nach vorn zu seiner Brust und über seinen angespannten Bauch. Am Bund seiner schwarzen Stoffhose hielt sie an und ließ ihre Finger eine Winzigkeit unter seine Hose gleiten. Ihre Fingerspitzen berührten und streichelten die runde Spitze seines steifen, nackten Gliedes, ließen ihn weiter anschwellen und Marcus entwich ein leises Stöhnen. „Eine Stunde. Viel zu lang“, hauchte sie.
„Eine Stunde“, sagte er und schob seine Hand zwischen ihre Beine, die sie bereitwillig etwas spreizte. Die weichen Falten ihres Rockes behinderten ihn kaum. Sie presste ihren Mund auf seinen Hals, um ihr Keuchen zu dämpfen, als er sie mit geübter Hand zu massieren begann. Er fühlte durch den Rock und ihren Slip den Schlitz ihres Geschlechts, ertastete die kleine Perle dazwischen und rieb sie sacht zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann zog er seine Hand zurück und biss ihr zärtlich und tadelnd zugleich in ihre Ohrmuschel. „Du wolltest die Freiheitsstatue sehen. Deshalb sind wir jetzt hier und nicht in deinem Bett. Ich höre nie wieder auf dich, meine Liebe“, raunte er ihr zu.

Carda knurrte, schob schmollend ihre Unterlippe vor und rückte von ihm ab. „Haltet Abstand von mir oder ich errege noch Euer Missfallen, da ich mich diesem Orte entsprechend unangemessen verhalten werde.“

„Mhm … Was du jetzt gerade erregst, ist nicht mein Missfallen. Das ist ja das Problem.“
„Marcus!“ Sie klang gespielt schockiert, kicherte, und war im nächsten Moment schon wieder von der Stadt gefesselt.


 

Auszug aus Kapitel zwei:

Marit ließ ihre lächelnde Maske fallen und die Augen, mit denen sie ihn jetzt betrachtete, zeugten von einer Spur Bedauern und Sehnsucht. „Ich mag deinen Kopf auch. Wenn du frei gewesen wärst, hätten sie uns damals vermutlich nicht gezwungen, dass wir uns trennen. Vielleicht wären wir Mann und Frau geworden.“

Vielleicht. Sie hatten einander wirklich sehr gern gemocht, das bewies, was sie auch jetzt noch füreinander empfanden. Doch nun, wo Jeremias die Wächterin getroffen hatte, war er froh ungebunden zu sein. „Ich war nicht frei und bin es noch immer nicht. Sklaven dürfen sich keine Gemahlin nehmen.“ Er klang verbittert und war es auch. Jeremias hatte Marcus immer treu gedient, würde es auch als freier Mann weiterhin tun. Er hatte es verdient, aus der Knechtschaft entlassen zu werden. Aber Marcus hatte, soweit Jeremias wusste, bisher nur einmal einen Sklaven freigegeben und das war vor Jeremias' Verwandlung geschehen.  Was aus  dem Sklaven geworden war, war ihm nicht bekannt, da sein Herr nicht darüber sprach. Jeremias würde sich vermutlich noch einige Jahrhunderte gedulden müssen. Irgendwann aber würde Marcus ihn für seine Treue belohnen. Irgendwann …

Marit brauchte nur eine Sekunde, um plötzlich neben ihm zu sitzen. Sie nahm seine Hand und kam ihm so nahe, dass ihr Atem seine Wange streifte. Ihr Geruch und das Gefühl, als ihre Brust seinen Oberarm berührte, schoss als heiße Empfindung zwischen seine Beine. Zum Teufel. Sofort tauchten erneut Bilder aus ihrer Vergangenheit in seinem Kopf auf. Sehr, sehr sinnliche Bilder. Erinnerungen, wie er Marits Brüste geküsst, ihre Schenkel mit seinen Hüften gespreizt hatte und in sie eingedrungen war. Jeremias´ Atem beschleunigte sich und Marit lächelte zufrieden. Ihr entging nicht, wie er auf ihre Nähe reagierte. Jeremias konnte im Gegenzug auch ihre Erregung wahrnehmen.
„Niklas ist nicht hier. Er ist in seinem Haus außerhalb von New York und kehrt erst heute Abend ins Bloody Banquette zurück. Auch Marcus ist nicht hier … Wir sind allein.“ Marit legte ihre freie Hand auf seinen Oberschenkel und ließ sie langsam nach oben gleiten. Ihr Angebot war eindeutig.
Das Pochen in seinem steifen Glied wurde heftiger. Sein Verlangen schrie danach, endlich gestillt zu werden. „Marit!“, sagte er verblüfft und hielt ihre Hand fest, damit sie ihn nicht dort berührte, wo er doch so sehnlichst die Hand einer Frau spüren wollte. Die von Jessica allerdings. „Wir dürfen uns nicht auf diese Weise nahekommen. Dein Vater und Marcus haben es untersagt.“ Zum Teufel, er würde Marits Angebot zu gerne annehmen, um sich Erleichterung zu verschaffen. Es war schon lange her, dass eine Frau unter ihm gelegen hatte. Doch abgesehen davon, dass Marit mehr verdient hatte als einen Mann, der dabei an eine andere dachte, und er würde an Jessica denken, da machte er sich keine Illusionen, war es für sie beide einfach zu riskant.

„Ich werde Niklas gewiss nichts sagen“, hauchte sie und schon hatte sie ihre Hand befreit und fordernd auf seinen Schritt gelegt. „Und Marcus erst recht nicht.“
Jeremias stöhnte auf und drückte seine Hüften nach vorn. Er presste sich gegen ihre Handfläche, mit der sie ihn gekonnt rieb und noch härter werden ließ. Doch die Vernunft zwang ihn aufzuhören. Sie mussten das beenden, durften ihrer Leidenschaft nicht nachgeben. „Marit, nein. Vergiss nicht, dass Marcus jederzeit meine Gedanken lesen könnte. Wenn er irgendwann erfährt, dass ich mich ihm widersetzt habe, dass ich dich berührt habe, wird er uns beide töten. Er gab uns einen Befehl, Marit. Ich muss ihm gehorchen. Ich-“ bin sein verfluchter Sklave, fügte er im Geiste hinzu und hätte vor Wut und unerfülltem Begehren schreien können. „Bitte, Marit. Nein!“ Jeremias war stärker als sie und obwohl er seine Kraft eigentlich nicht gegen sie einsetzen durfte, hielt er ihr Handgelenk fest und schob ihre Hand von sich. Bei Gott, wenn sie ihn noch einige Sekunden länger anfassen würde, verlöre er die Beherrschung und würde sie und sich selbst ins Verderben stürzen ...


Auszug aus Kapitel fünf:
Jessica
 ... Jessica zeigte ihm den Mittelfinger und legte ihre Stirn wieder auf ihre verschränkten Arme. Retten lassen. Verdammt. Bob hatte keinen blassen Schimmer. Jeremias konnte sie nicht retten. Wenn sie ihre Gefühle für ihn zuließ, wäre sie eine Verräterin und Mann, dann würde sie wirklich brennen. Als Verräterin auf einem Scheiterhaufen! Davor konnte Jeremias sie nicht bewahren, egal was er sagte und dachte. Die Organisation würde herausbekommen, was sie getan hatte und außerdem würde sie vermutlich schon an ihren Schuldgefühlen zugrunde gehen … oder daran, dass sie für Jeremias nichts weiter sein konnte, als eine flüchtige Affäre. Vielleicht nicht einmal das. Es war sinnlos davon zu träumen, was sie glücklich machen würde, denn für sie gab es nur eine Zukunft. Die als Wächterin und die Vampire, die dabei eine Rolle spielten, waren gefühllose Blutsauger, die sie jagen und töten musste.


„Dich hat´s voll erwischt. Du liebst ihn.“
„Tu ich nicht. Er ist ein Köter. Ich mag keine Hunde. Bin ein Katzenmensch“, brummte sie und stöhnte laut auf. Es gab jetzt nur einen Ausweg. Ihr Plan: „Gib mir noch einen.“
„Nö. Du bist schon voll. Bist zwar ´ne toughe Braut, aber so wie du drauf bist, will ich, dass dein Kopf wenigstens noch ein bisschen funktioniert und du keinen Scheiß machst.“
Jessica blickte wütend auf. Mann, Bob hatte sich den verdammt falschen Tag ausgesucht, um ihr vorzuschreiben, wie viel sie trinken durfte. „Das ist eine Bar. Du bist ein Barkeeper. Also schenk mir ein oder ich schlag dir in die Fresse. Dann weißt du wie tough ich bin, du Penner.“
„Wie lautet Regel zwei?“
„Keine Schlägerei. Fich dick und gib mir den Tequila, Bob!“
„Nein.“


Jessica vergrub ihren Kopf unter ihren Armen und spürte den harten, klebrigen Tresentisch an ihrer Stirn. Das war echt ein Drecksloch hier. Sie schnüffelte vernehmbar. „Bob?“
„Jupp?“
„Dein Tresen stinkt und klebt.“
Bob war nicht im Geringsten beleidigt. „Er duftet wie die Pussy einer geilen Katze, he?“
Jessica hob lachend ihren Kopf. „Mann, so bist du also auf den Namen deiner Bar gekommen!“ Verwundert sah sie, dass Bobs Gesicht plötzlich wie versteinert wirkte. Er schaute zur Eingangstür hinter ihr.
Jessica drehte sich um und blieb erstarrt sitzen. „Jeremias?“, flüsterte sie perplex ...


Auszug aus: Kapitel elf
Jessica
Kopfschmerzen!

Oh verdammt! Jessicas Schädel dröhnte. Benommen blinzelte sie. Es war düster in … wo war sie?
Im Bett? Bett war gut!
Sie schloss ihre Augen wieder und versuchte sich an die vergangene Nacht zu erinnern. Sie war im Pussycat gewesen. Bob war ihr mächtig auf die Nerven gegangen.
Jessica brummte schmerzerfüllt auf und vergrub ihren pochenden Schädel unter ihren Händen. Ihre kurzen Haare fühlten sich zwischen ihren Fingern ganz strohig an. Mein Gott, bin ich das, die hier so stinkt?
Verdammt. Im Pussycat hatte ihr Bob mit dem, was er gesagt hatte, mächtig zugesetzt. Und dann war auch noch Jeremias aufgetaucht. Hatte sie ihn wirklich gebeten, sein Hemd auszuziehen? Scheiße! Und ihm gesagt, dass sie eigentlich gern mit ihm vögeln wollte? Ja, so in etwa. Zumindest vermutete sie das. Oh Mann! Verdammter Tequila, blöde, fehlende Erinnerung.
Jessica drehte sich auf die Seite und lugte unter der Decke hervor. Sie lag auf einem weiß bezogenen Bett. Daneben stand ein roter Ohrensessel. Der Teppich war von einem dunklen grün. Grün? Ohrensessel? He?
Das war nicht ihr Apartment! ...



Auszug aus Kapitel zwölf
Jeremias 
Jessica brummte nur und stierte auf den Boden vor seinen Füßen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie wieder sprach. „Ich finde eine Menge Typen attraktiv und könnte mir vorstellen sie zu vögeln. Deshalb tue ich es noch lange nicht. Für mich steht zu viel auf dem Spiel, Jeremias.“

„Es geht doch nicht nur um Sex“, schimpfte er. „Zum Teufel, Jessica. Meinst du, ich würde für jede Frau in den verfluchten Hudson springen und Tequila trinken? Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich drehe noch durch! Ich bin völlig fasziniert von dir. Alles an dir reißt mich in deinen Bann. Ja, du bist schön und ich will mit dir ins Bett, aber ich will noch viel mehr von dir. Ich will dich bei mir behalten und nicht nur mit dir schlafen. Deine Charakterstärke, dein Mut, dein Schlagfertigkeit, all das ist wichtiger für mich als dein Körper.“

„Schon klar“, pustete sie hämisch aus. „Es sind meine inneren Werte, ich verstehe. Und die kannst du am besten bewundern, während du auf mir liegst. Mein Gott, jetzt fühle ich mich besser, wo ich weiß, dass du etwas Dauerhaftes im Sinn hast. Für wie lange eigentlich Bello? Drei oder vier Wochen, oh Gott oder gleich ein ganzer Monat? Und dann? Wirst du mich vergessen haben und gleich der nächsten Sterblichen das Leben versauen, aber ich werde an dich denken, während ich wegen Verrats verbrannt werde!“

„Ich tue was? Ich versaue dir - Zum Teufel!“ Er hockte sich vor sie und wollte nach ihrer Hand greifen, aber sie schüttelte sofort heftig den Kopf, was ihn innehalten ließ. Wenn er sie jetzt berührte, würde sie vermutlich nach ihm schlagen und was er auf keinen Fall wollte, war mit ihr zu kämpfen. Das würde alles nur noch schwieriger machen. „Ich meine, was ich sage. Es ging mir immer um mehr. Ich will mit dir zusammen sein, Jessica. Mein Leben mit dir teilen.“
Jessica blinzelte überrascht, dann kniff sie grimmig ihre Augen zusammen. „Ach ja? Weißt du was? Ich hätte dich höchstens einmal ficken wollen, aber selbst dafür bist du mir nicht gut genug, Bello!“
Jeremias zuckte zurück. Sie hatte wirklich eine scharfe Zunge. „Du lehnst mich nur ab, weil du mich für ein Monster hältst!“ ...


Auszug aus Kapitel fünfzehn
Jeremias
Der Sonnenuntergang stand kurz bevor. Jeremias hatte für Jessica etwas zu essen – Kartoffeln, Fleisch, Gemüse mit einer dunklen Soße, und als Nachttisch einen Vanillepudding – über den Zimmerservice bringen lassen. Er hatte eigentlich erwartet, dass sie nichts anrühren würde, doch sie hatte fast alles aufgegessen, einschließlich des Desserts.
Seine wenigen Versuche, mit ihr eine Unterhaltung zu beginnen, hatten immer gleich geendet. Sie hatte ihn mit gerunzelter Stirn angesehen und ihm dann ihren Mittelfinger gezeigt. Einen Fluchtversuch hatte sie allerdings noch nicht versucht und auch nicht um Hilfe geschrien. Dass sie sich kampflos ihrem Schicksal beugen würde, nahm er jedoch nicht an. Nein, seine trotzige, mutige Wächterin würde sich mit Sicherheit nicht so einfach ergeben.
„Wir brechen gleich auf. Wenn du möchtest, kannst du noch einmal das Badezimmer aufsuchen“, sagte er leise, stellte eine kleine, schwarze Reisetasche auf das Bett und begann die Kleidung, die er für sie gekauft hatte, einzupacken.

„Danke für deine Erlaubnis, dass ich pinkeln gehen darf, Arschloch. Brauch´ ich zum Scheißen eine extra Genehmigung oder kann ich das gleich mitmachen? Warte, hab ganz vergessen zu fragen, ob ich auch atmen darf.“
Jeremias hatte sich gerade über die Tasche gebeugt und richtete sich nach ihren Worten verdutzt auf. Ihr Wutausbruch war überfällig und hatte er sich nicht die letzten Stunden gewünscht, dass sie wieder mit ihm sprechen würde?
Bück dich Fee, Wunsch ist Wunsch!

„Jessie, so meinte ich das nicht. Ich wollte dich nur davon in Kenntnis setzen, dass wir gleich aufbrechen. Damit du … ins Bad gehst, falls du … Tut mir leid.“
„Nenn mich nicht Jessie, Bello. Dieser Spitzname ist nur für meine Freunde und Nicht-Arschlöcher vorgesehen. Du bist nicht mein Freund und du bist definitiv ein Arschloch!“ Sie stapfte ins Badezimmer und schlug die Tür krachend hinter sich zu.

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