Sonntag, 5. Januar 2014

Erste Leseprobe aus: Die Schatten - Zwischen Göttern und Teufeln

Hallo Freunde der Nacht,

die erste Woche im neuen Jahr neigt sich schon wieder dem Ende zu. Was ich die letzten Tage so gemacht habe? Fleißig an dem vierten Band meiner Reihe "Zwischen Göttern und Teufeln" gearbeitet. Der Mai, in dem zuerst aber natürlich der dritte Band veröffentlicht wird, ist noch sooooo weit weg. Von wegen! Da die Zeit so schnell verfliegt, dachte ich mir, könnte ich doch schon eine kleine Leseprobe aus dem dritten Band veröffentlichen.

Das Bild hier von Georg Gensler. Vielen Dank dafür! :-) 

Ein dunkles Lesevergnügen wünscht euch, eure Laya Talis


Leseprobe aus `Die Schatten - Zwischen Göttern und Teufeln, Band drei

 Auszug aus Kapitel fünf
„Das ist ein großer Gefallen, den du verlangst.“
„Ich bitte darum. Ich würde nicht wagen, etwas von dir zu verlangen. Ich werde nie vergessen, dass ich dir mein unsterbliches Leben verdanke und dass ich dir als meinen Vater und Ersten Vampir Respekt schulde. Ich vergesse nie die Ehre, die du mir gereichst hast, da ich mich deinen Sohn nennen darf.“

Marcus betrachtete zufrieden über den Einwurf Jeremias´ hübsche Züge. „Mhm, wie subtil du mir zu schmeicheln versuchst. Du verstehst es die richtigen Worte zu wählen. Eine Eigenschaft, die ein Mann ebenso sicher beherrschen sollte, wie sein Schwert.“
„Oh, ich schmeichelte nicht. Ich meine, was ich sage. Zudem lernte ich vom Besten, meine Worte mit Bedacht zu wählen.“ Jeremias grinste und deutete eine Verbeugung an. „Keiner kann im Schatten eines so großen Mannes Jahrhunderte verbringen, ohne wenigstens etwas von dessen Klugheit und Geschick zu lernen.“
Marcus verbarg seine Erheiterung. Den Zwist mit Carda hatte er bereits verdrängt. Es lag jetzt Wichtigeres vor ihm, als sein Disput mit seinem Weib, für den er schon eine Lösung finden würde. „Du sprichst wie die jüdischen Händler in Jerusalem, die mir mein Haus verkauft haben, indem du mich hast töten wollen.“
Jeremias fasste sich theatralisch an seine Brust. „Ich wollte dich damals doch nicht töten … lediglich verhaften, da ich dich für einen Einbrecher und Dieb hielt. Zudem bin ich ein Christ und kein Jude. Trotz meines Namens.“

„Du warst ein Christ, im Dienste eines Moslems, in einem Land, das dein Gott doch angeblich den Juden schenkte. Trägst gar den Namen eines Juden. Was soll ich davon halten? Ich sage es dir: Christ, Moslem, Jude. Euer aller Blut ist rot und schmeckt gleich. Ihr huldigt sogar dem gleichen Gott. Für mich macht es keinen Unterschied, wie ihr Monotheisten euch nennt.“
„Aber nur wir Christen erkennen Jesus als Gottes Sohn an.“
„Dann habt ihr Christen zwei Götter?“
„Was? Nein, natürlich nicht.“ Jeremias antwortete plötzlich mit Ernst und sein Gesichtsausdruck zeigte seine Entrüstung. „Jesus war Gottes Sohn, nicht selbst ein Gott.“
Marcus klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Also, wie die anderen, habt ihr nur einen Gott. So ist es letztlich nicht von Belang. Wenn ihr Christen, Moslems und Juden ins Jenseits kommt, könnt ihr euren einen Gott fragen, ob er diesen Jesus als Sohn anerkennt oder nicht. Dann weißt du, ob Christus nicht doch nur der Bastard eines ganz sicher nicht jungfräulichen, dafür aber untreuen Weibes war, und du unter dem falschen Kreuz gekniet hast. Ein römisches Kreuz möchte ich dazu noch anmerken. Mhm … eigentlich beugt ihr Christen euer Knie vor meinem Rom, so ist es wohl doch das richtige Kreuz. Das ist das einzige, wieso ihr mir eine Spur lieber sein könntet als die anderen.“
„Nach neunhundert Jahren verspottest du noch immer meine Religion?“
Marcus wollte sich nicht länger zurückhalten und lachte leise. „Gewiss und vermutlich werde ich es in neunhundert Jahren noch immer tun.“

Jeremias knurrte. „Ich kann es kaum erwarten.“ Kurz schwiegen sie, bevor Jeremias wieder das Wort ergriff. „Vater, Herr? Meine Wächterin … Wirst du sie unter deinem Schutz halten, auch nachdem du mich freigegeben hast? Bis ich sie verwandelt habe?“
„Nun gut, ja. Für eine Gefälligkeit. Quid pro quo, mein Sohn.“
„Welche fordert du?“
Marcus überlegte. Es gab zurzeit nichts, was er von Jeremias wollte, außer dem Treueschwur. Aber irgendwann würde es vielleicht etwas geben, was er ihm, da er nicht mehr sein Sklave wäre, auch nicht als Ersten Vampir befehlen konnte. „Eine von mir frei zu wählende Gefälligkeit, die ich zu einem Zeitpunkt einfordern kann, den ich allein bestimme. Ohne Einschränkung.“
Jeremias schnaufte. „Das ist viel.“
„Mein Schutz ist auch viel wert. Die Frage ist, was ist deine Hure dir wert?“
„Sie ist nicht meine Hure“, sagte Jeremias grimmig.
„Ah, richtig. Ich entsinne mich. Du bist noch versucht sie zu verführen und warst bislang erfolglos. Mache dich nicht zum Gespött. Sie ist nur ein Mensch und hat genauso wenig Rechte wie eine Sklavin. Sie hat dir zu gehorchen. Und wenn sie die Unsterblichkeit ablehnt, dann zeige ihr, was es heißt sterblich zu sein. Menschen spüren Schmerzen intensiver als wir. Breche endlich ihren Willen.“
„Für mich ist sie keine Sklavin. Ich möchte, dass sie aus freiem Wunsch bei mir bleibt.“
„Gib Acht, Jeremias. Dein Getue um dieses Weib, lässt dich schwach erscheinen. Es macht dich angreifbar. Du kannst es dir nicht leisten, dass dein Ansehen leidet. Als freier Vampir wirst du weitaus mehr Feinde und Neider um dich haben als bislang.“
Jeremias zuckte seine Schultern. „Ich weiß. Ich bin einverstanden. Ich gewähre dir eine Gefälligkeit zu deinen Bedingungen.“
Marcus nickte und fragte sich, ob sein Sohn sich darüber im Klaren war, dass Marcus´ Hinweis nicht nur ein gutgemeinter Rat war. Er würde nicht tatenlos zusehen, falls sich Jeremias wegen dieser widerspenstigen Wächterin in Gefahr brachte. Wenn er es nicht schaffte, sie zu unterwerfen, war sie ein Risiko, dass Marcus nicht an der Seite seines Sohnes dulden würde. „Ausgezeichnet. Sobald du frei bist, wirst du mir das als Schwur zu sichern. Solange steht sie nur durch dein Wort, dass du es tun wirst, weiterhin unter meinem Schutz.“
„Ja, Vater, du hast mein Wort … Ich danke dir.“

Marcus blieb stehen und blickte auf die schwarze Tür vor der zwei Wachen der Black Guard standen. Anders als die anderen Vampire, knieten sie nicht vor ihm nieder, denn sie unterstanden nur dem König. Ein guter Grund, wieso er keinen von ihnen mochte. „Tretet zur Seite.“
Die Black Guard gehorchte, doch als Jeremias ebenfalls durch die Tür gehen wollte, packten sie zu beiden Seiten seine Arme und hielten ihn fest. „Keiner darf die Gemächer der Königsfamilie betreten. Nur die Fürsten wurden vom Meister gerufen.“
Verärgert drehte sich Marcus zu ihnen um. „Lasst ihn passieren!“
„Vergebung, Herr. Doch wir dienen dem König, nicht Euch. Der Meister gab den Befehl, nur die Fürsten durchzulassen“, sagte der größere der beiden Männer. Es waren mächtige Vampire, älter und stärker als Jeremias, aber Marcus´ Kraft unterlegen.
„Ob ihr noch lebt, wenn mein Sohn durch diese Tür schreitet, hängt von euch ab. Dass er mich begleitet, nicht. Ich wiederhole mich kein weiteres Mal. Lasst ihn vorbei!“
Die beiden Vampire sahen sich ratlos an, gaben Jeremias aber nicht frei.
„Tut, was der Erste Vampir befiehlt!“, sagte eine dominante Frauenstimme plötzlich in die Stille hinein. Die Wachen gehorchten sofort.

Marcus drehte sich um, wusste doch schon vorher, wen er erblicken würde. Direkt hinter ihm stand eine dunkelhaarige Schönheit. Schlank, in schwarzes Leder gekleidet, mit zwei Dolchen, die in ihrem breiten Gürtel steckten. Ihre hellgrünen Augen blickten an ihm vorbei und musterten Jeremias, bevor sie zu Marcus sah und sich vor ihm verbeugte. Ihr streng nach hinten gekämmter Pferdeschwanz fiel über ihre Schulter und reicht fast bis auf ihre kurvenreiche Hüfte. „Vergebt meinen Männern, Herr. Euer … Sohn kann Euch natürlich begleiten. Darf ich Euch zum Thronsaal bringen?“
Ihre Männer? So, sie war also nun die Herrin der Black Guard. Marcus sah sie voller Zorn an. Ihm war nicht entgangen, wie sie das Wort Sohn verachtungsvoll und verbittert betont hatte. „Nein. Darfst du nicht.“ Ohne ein weiteres Wort schritt er den dunklen Flur entlang. Jeremias war schon an seiner Seite.
Erst kurz bevor sie den Thronsaal erreichten, fragte Jeremias flüsternd: „Wer war die hübsche, schwarzhaarige Amazone, die uns geholfen hat?“
„Ceres und ich brauchte ihre Hilfe nicht.“ Er war der Erste Vampir, er brauchte niemandes Hilfe und erst recht nicht ihre!

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